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von
Daniel Hörmann
Kampfansage Richtung München
Über Jahre begegnete die Konkurrenz aus Dortmund, Leipzig oder Leverkusen der Übermacht aus München mit großer Ehrfurcht. Das hat sich geändert. Erstmals gab der BVB die Meisterschaft als Ziel aus. Doch damit tun sich beim Revierclub nicht alle leicht.
Wer holt den Titel?
Dortmund (dpa) Mutige Vereinsführung, vorsichtiger Trainer – trotz der vielbeachteten Kampfansage der BVB-Bosse an den FC Bayern blieb Lucien Favre seinem Credo treu. Vor dem Start in die Titelmission gegen den FC Augsburg kam dem Schweizer Fußball-Lehrer das M-Wort nicht über die Lippen.
«Wir haben eine sehr gute letzte Saison gespielt und müssen ehrgeizig sein. Aber meine Philosophie bleibt weiter «Spiel für Spiel»», kommentierte der Coach in der ihm bekannten zurückhaltenden Tonart.
Obwohl Clubchef Hans-Joachim Watzke bereits Ende Mai die Meisterschaft als Ziel ausgab, fremdelt Favre noch immer mit der neuen Strategie. Wie schon in der Vorwoche im DFB-Pokal, als er den Drittligisten KFC Uerdingen als hohe Hürde bezeichnete, warnte er diesmal vor den Augsburgern. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, erinnerte er an die dürftige Bilanz gegen die Schwaben in der vergangenen Saison: «Im Heimspiel stand es kurz vor Schluss 3:3, auswärts haben wir 1:2 verloren. Es ist immer schwierig. Das wird auch gegen Augsburg so sein.»
Weniger zurückhaltend als der Trainer gehen seine Spieler mit der ambitionierten Zielvorgabe des Vereins um. «Wir haben allen Grund zur Zuversicht und eine exzellente Mannschaft. Ich hoffe, dass wir in dieser Saison weniger Tiefen haben werden – und dass die Meisterschaft nur über uns geht», sagte Kapitän Marco Reus.
Nach Meinung vieler Experten hat sich der BVB mit den Transfers von Julian Brandt, Mats Hummels, Thorgan Hazard und Nico Schulz dem Niveau des Abo-Meisters aus München weiter angenähert. Anders als beim Sieg im Supercup vor zwei Wochen über den FC Bayern, als nur Schulz zum Einsatz kam, stehen gegen Augsburg alle vier Neuzugänge zur Verfügung.
Im Fokus wird vor allem der aus München zurückgekehrte Hummels stehen, der nach 1190 Tagen erstmals wieder im Dortmunder Stadion für den BVB aufläuft. Obwohl viele Fans dem damaligen Mannschaftskapitän seinen Wechsel 2016 zum Erzrivalen übel nahmen, erwartet Sportdirektor Michael Zorc einen freundlichen Empfang für den Abwehrchef: «Ich wüsste nicht, wieso das anders sein sollte.»
Neben Dortmund wurden auch Leipzig und Leverkusen in einer Meisterumfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den 18 Trainern als mögliche Konkurrenten der Münchner gehandelt. Doch anders als die Borussen halten sich die Sachsen und die Rheinländer mit Kampfansagen zurück. RB-Vorstandschef Oliver Mintzlaff wäre mit dem Erreichen eines internationalen Wettbewerbs zufrieden.
«Wir haben mehr investiert, zahlen höhere Gehälter und natürlich ist der Anspruch, sich für den Europapokal zu qualifizieren und idealerweise für die Champions League», sagte er vor dem Auftakt bei Union Berlin am Sonntag (18 Uhr) der «Mitteldeutschen Zeitung».
Viel wird davon abhängen, wie sich Coach Julian Nagelsmann an neuer Wirkungsstätte schlägt. Um dem einstigen Hoffenheimer Coach den Respekt vor der Herausforderung zu nehmen, gab ihm Mintzlaff eine Jobgarantie: «Der Trainer muss nicht nervös werden, wenn es mal die eine oder andere Niederlage gibt. Wir wissen, dass das eine neue Zeitrechnung ist und sich Dinge verändern und es dafür eine gewisse Eingewöhnung braucht.»
Dass auch die Leverkusener von den Trainern hochgehandelt werden, hat vor allem mit der starken Rückrunde der Werkself in der vergangenen Saison zu tun. Doch in der Vorbereitung tat sich das Team schwer und kassierte diverse Testspiel-Niederlagen. Gleichwohl hofft Simon Rolfes, dass es nach zuletzt drei dürftigen Saisonstarts diesmal besser läuft. «Das Ziel ist es, sich direkt oben festzubeißen. Wenn du das schaffst, hilft dir das die ganze Saison», sagte der Sportdirektor vor der Partie gegen Aufsteiger Paderborn am Samstag (15.30 Uhr) dem «Kicker».